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Ubuntu oder Debian?

Das Linux Maskottchen Tux
Das Linux Maskottchen Tux.

Linux ist freie, open-source Software, die niemandem allein gehört. So gibt es denn mehrere Anbieter für Linux; man spricht von verschiedenen „Distributionen“. Unabhängig und von Grund auf gebaute Distributionen gibt es hauptsächlich nur zwei: Red Hat Enterprise Linux (Red Hat 2019a). (Red Hat 2019a) und Debian (Lamb et al. 2018a).

Dann gibt es von diesen abgeleitete Distributionen, von denen drei von Belang sind. Red Hat Enterprise Linux ist ein kommerzielles Produkt; Sie müssen dafür eine Lizenz kaufen. Red Hat ist aber durch die Open-Source-Lizenz verpflichtet den größten Teil der Distribution jedermann kostenlos als Quelltext zur Verfügung zu stellen. So kommt es, dass die CentOS Gruppe von freiwilligen Entwicklern quasi dasselbe Betriebssystem kostenlos vertreiben (CentOS 2019a). Das mag zwar kontrovers erscheinen, tatsächlich unterstützt Red Hat aber dieses Projekt. Ähnlich steht es mit Scientific Linux, das vor allem vom Teilchenphysik-Forschungsinstitut Fermilab unterstützt wird (Fermilab 2019a) und in der Naturwissenschaft häufig anzutreffen ist. Gegenüber CentOS hat es vielleicht den Vorteil, dass die Distanz zum kommerziellen Vertreiber Red Hat größer ist. CentOS hat aber den Vorteil, dass es von einer größeren Organisation mit mehr Ressourcen unterstützt wird. Dies macht die Installation und Unterstützung etwas einfacher für uns.

Das Logo des Debian Projekts

Debian ist das komplette Gegenteil zu Red Hat. Debian ist ein Projekt von über 1000 Softwareentwicklern, mit einem demokratisch gewählten Projektleiter, mit einer Verfassung, und mit einem Gesellschaftsvertrag. Ziel ist, den Open-Source-Charakter von Linux und für die Debian Distribution festzuschreiben und eine Kommerzialisierung von Debian für immer auszuschließen.

Völlig im Einklang mit dieser Debian Devise ist, dass die Firma Canonical ein sehr direktes Derivat von Debian als Ubuntu herstellt und vertreibt (Canonical 2018a). Ubuntu ist die wohl populärste Linux Distribution für Einzelbenutzer, private Benutzer, kleine Gruppen und Kleinbetriebe.

Um Linux zu installieren, müssen Sie also eine Distribution aussuchen. Die offensichtliche Wahl ist Ubuntu, denn das ist, was die Nachbarn auch installieren. Aber Ubuntu ist nur ein Debian Derivat; vielleicht ist Debian eine bessere Wahl.

Vielleicht ist Ubuntu einfacher zu installieren? Oder vielleicht hat es mehr oder bessere Anwendungen? Oder vielleicht hat man mehr Auswahl bei der Installation? In meiner Erfahrung ist dies nicht der Fall. Der Debian Installierer ist etwas besser, und die Desktopumgebung ist etwas weniger aufdringlich als Ubuntus Farbschema aus Orange und Lila. (Die Farben lassen sich natürlich weg-konfigurieren.)

Das Ubuntu Logo
Das Ubuntu Logo.

Eine andere Erwägung ist der Zyklus, in dem neue Versionen erscheinen. Debian bringt etwa alle zwei Jahre eine neue stabile Version heraus, zuletzt war dies 2017-06 die Version 9 „squeeze“. Diese hat eine normale Lebensdauer von etwa drei Jahren. Danach ist die Software noch bedingt auf zwei weiteren Jahren „long-term Support“ (LTS).

Die stabile Debian Version geht aus dem „Einfrieren“ einer kontinuierlichen Testversion hervor. Zuletzt wurde 2019-03 die Version „buster“ eingefroren, die ca. 2019-07 als stabile Version 10 herauskommen wird. Man kann aber jetzt schon im Vorgriff die Testversion installieren und benutzen.

Ubuntu nimmt alle sechs Monate im April und Oktober einen Schnappschuss der Debian Testversion und macht daraus eine stabile Ubuntu Version. Die Versionsnummer, z.B. 18.10 „Cosmic Cuttlefish“, spiegelt dies wider. I.A. haben diese Versionen neun Monate Lebensdauer. Daher wird Ubuntu angesehen als eine Distribution mit der neuesten Software. Die kurze Lebensdauer bedeutet aber, dass man sehr oft einen großen Update ausführen muss.

Die Ubuntu April Versionen in geraden Jahren (zuletzt also 18.04 „Bionic Beaver“) haben eine längere Lebensdauer (LTS oder „long-term Support“). Bis 16.04 war die Lebensdauer fünf Jahre, für 18.04 soll sie aber sogar zehn Jahre betragen. Tatsächlich wollen Sie aber wahrscheinlich alle drei bis vier Jahre eine neuere Version von Linux haben.

Die Unterschiede zwischen Ubuntu und Debian sind sehr subtil; es gibt kaum ein klares Argument für die eine oder andere Distribution. In dem Fall ziehe ich Debian vor.